MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

Sehr verehrte, liebe Frau Dammann,
Sehr geschätzte, liebe Frau Kollegin Detmers, liebe Familie Detmers,
Sehr verehrte Damen und Herren,

heute ist ein guter Tag. Schon beim Aufstehen freute ich mich, sagte gleich drei Mal laut „Juhu“ und klatschte in die Hände.
Klatschte ein „High five“ zu Ihnen, Frau Dammann, weil ich Sie so überzeugend finde und Ihre Leistungen unglaublich schätze. Und ich freue mich, dass Ihr Engagement und Ihre Erfolge als Juristin und führende Personalmanagerin heute mit dem Mestemacher Preis „Managerin des Jahres“ gewürdigt werden.
Ich klatschte ein „High five“, nein eigentlich ein „High ten“ auch zu Ihnen, Frau Detmers, weil ich viel von Ihnen lernen kann. Besonders von Ihrem Mut. Ich finde es mutig, bereits vor zehn Jahren den Mestemacher Preis „Managerin des Jahres“ ausgelobt zu haben, den Mestemacher Frauenkalender, dann den Mestemacher Preis „Spitzenvater des Jahres“. All das trotz vieler schmunzelnder – um nicht zu sagen: süffisanter – Kommentare. Sie hielten das aus und werden mittlerweile über diese Entwicklung selbst schmunzeln können. Und sich hoffentlich freuen.
Es gab noch einen dritten Grund für meine morgendliche Freude. Lotte, Fiona und Philomena. Innerhalb von 24 Stunden kamen diese drei Mädchen als die ersten Kinder von vier hochbegabten Frauen und Männern des WZB zur Welt. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler trauen sich endlich. Wenn ich Ihren Mut hätte, Frau Detmers, so würde ich eine Anzeige setzen, in der endlich nicht nur über die sehr guten wissenschaftlichen Leistungen des WZB berichtet wird, sondern auch darüber, dass wir es endlich geschafft haben, Frauen und Männern die Sicherheit und das Selbstbewusstsein zu geben, welche es braucht, um solch einen Schritt zu wagen. Eine solche Kunde würde dann sicherlich auf andere Frauen und Männer ausstrahlen.

Genug des Klatschens und hin zum Alltag von Frauen. Heute, in Deutschland, im Jahre 2011.
Die Erwerbsquote von Frauen liegt 10 Prozentpunkte unter der von Männern. Sie arbeiten die Hälfte der von Männern geleisteten Arbeitsstunden. Frauen sind oft in anderen Berufen als Männer tätig, zudem häufiger in kleineren Betrieben und in Positionen mit niedrigerem Status. Am Ende jedes Monats erhalten sie gerade mal 60 Prozent dessen, was Männer verdienen. Auch wenn wir den Stundenlohn betrachten und dabei die Art der geleisteten Arbeit, die Ausbildung, das Alter, die Erwerbserfahrung und die Firmengröße berücksichtigen, bleiben Unterschiede. Frauen erzielen gut 10 Prozent weniger Lohn als Männer für vergleichbare Arbeit. Da unser Rentensystem maßgeblich auf eigene Erwerbstätigkeit setzt, wundert es also nicht, dass Frauen nur 57 Prozent der Versicherungsleistungen von Männern beziehen. Und noch etwas: Betrachtet man die eigene Altersrente von Frauen, liegt diese in den alten Bundesländern unterhalb der gezahlten Witwenrenten. Der Heiratsmarkt sichert Frauen nach wie vor besser ab als der Arbeitsmarkt.
Diese Fakten lassen sich drehen und wenden – am Ergebnis ändert sich dadurch nichts. Bei der Einordnung und Bewertung dieser Statistiken gehen die Meinungen jedoch weit auseinander.

1. Einige Kommentatoren relativieren die Lage, indem sie auf naturgegebene Unterschiede zwischen Frauen und Männern verweisen. Sie nehmen an, dass Frauen kurze Arbeitszeiten präferieren und vor Führungsaufgaben zurückschrecken. Die Sozialstruktur Deutschlands zeige zwar unbestritten geschlechtsspezifische Unterschiede. Diese würden aber nicht auf geschlechtsspezifische Zugangschancen hindeuten und seien damit nicht als Ungerechtigkeit zu verstehen. Die belletristische Darstellung der „feigen Frauen“ durch Bascha Mika (2011) und Erzählungen über die Latte-Macchiato-Mütter in Berlin-Prenzlauer Berg stehen für diesen Ansatz. Kurz gesagt: Frauen wollen nicht.

2. Andere Beobachter schwächen die skizzierten Unterschiede ab. Sie weisen darauf hin, dass sich die Schere zwischen Männern und Frauen seit den 1950er Jahren kontinuierlich schließt und es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich die Situation von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt entspreche. Auch wird betont, dass das Geschlecht gegenüber anderen Dimensionen sozialer Ungleichheit zunehmend an Stellenwert verliere – etwa die soziale Herkunft, die Bildung und die Situation als Einwanderer. Danach wäre das Geschlecht keine wirklich relevante Kategorie; das Problem stelle sich also nicht.

3. Schließlich wird die Einschätzung vertreten, dass die sozialstrukturellen Unterschiede eine massive Ungerechtigkeit gegenüber Frauen sind. Diese erhalten keinen Zugang zu dem, was sie anstreben: längere Arbeitszeiten, höhere Positionen, finanzielle Unabhängigkeit. Ihr hohes Bildungs- und Ausbildungsniveau können sie im Arbeitsmarkt nicht umsetzen. Doch Frauen verstehen sich nicht mehr als „Zuarbeiterinnen“ mit einem „Zusatzverdienst“. Sie wollen die gesamte Familien- und Erwerbsarbeit zwischen sich und ihren Partnern gerechter verteilen, also mit gleichen Anteilen an der Verantwortung. Der traditionelle Geschlechtervertrag wird in Frage gestellt. Das gesamte System unseres Sozialstaats ist herausgefordert.

Wie schätze ich diese drei Positionen ein?

1. Frauen wollen nicht
Noch unsere Mütter mussten ihren Ehemann um Erlaubnis bitten, wenn sie erwerbstätig sein wollten. Erst 1977 änderte sich die Rechtslage und beendete die Ära des Nicht-Dürfens. Für einige Zeit fehlte Frauen aber noch eine entsprechende Ausbildung, um in gute Berufe mit guter Bezahlung zu kommen. Es war die Phase des Nicht-Könnens. Heute kämpfen Frauen gegen das Vorurteil, eigentlich nicht zu wollen. Als Beleg wird ihre Arbeitszeit herangezogen und behauptet, die verwirklichte Arbeitszeit stimme mit der gewünschten Arbeitszeit überein. Vergleichbares hört man über Frauen und Führungspositionen: Der niedrige Frauenanteil belege, dass Frauen Verantwortung meiden.
Eine solche Argumentation ist methodisch höchst fragwürdig. Sie berücksichtigt nicht, dass die Strukturen und die Rahmenbedingungen nicht passen. Es fehlt an Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen, deren Öffnungszeiten längere Arbeitszeiten erst ermöglichen würden. Die deutsche Gesellschaft nutzt die guten Erfahrungen mit ganztags erwerbstätigen Müttern in anderen Ländern nicht, selbst nicht die im Osten Deutschlands. In Finnland unterscheiden sich die Arbeitszeiten von jungen Müttern und Väter kaum voneinander. Dort wird aber auch allen Kindern unter drei Jahren eine außerhäusliche Betreuung garantiert. In Deutschland, das gerade mal jedem dritten Kind unter drei Jahren einen Platz in der Kindertagesstätte anbietet, wird diese Verantwortung wie selbstverständlich den Frauen aufgebürdet; hier erhöhen Männer ihre Arbeitszeiten tendenziell, wenn sie Vater geworden sind.
In diesem Kontext verwundert es nicht mehr so sehr, dass die Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, ausgerechnet von der taz gebeten wird, mütterliche Instinkte zu entwickeln und nach der Geburt des vierten Kindes ihre Erwerbsarbeit über die Dauer eines Jahresurlaubs hinaus zu unterbrechen. Auch Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD, erfährt diese verletzende Borniertheit in Briefen, in denen Unmut über ihren raschen Wiedereintritt in das politische Amt geäußert wird. In beiden Fällen werden die Kinder von den Vätern betreut. Man wagt sich nicht vorzustellen, wie es alleinerziehenden Müttern erginge.
Fehlen die strukturellen und kulturellen Voraussetzungen für die volle Vereinbarkeit von Beruf und Familie, so können wir von Müttern nicht erwarten, dass sie einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachtrauern, die sie faktisch nicht erreichen können. Man passt sich an, wählt im Rahmen des Möglichen. Erwerbstätigkeit soll nicht zu Lasten von Kindern gehen, Kinder nicht zu Lasten der Erwerbstätigkeit. Frauen wünschen sich ein ganzes Leben. Da ihnen diese Möglichkeit selten offensteht, setzen sie zunächst vollständig auf den Beruf und verschieben den Kinderwunsch immer wieder. Viele späte Geburten und viele ungewollt kinderlose Frauen sind das Ergebnis. Die Geburtenrate in Deutschland ist die niedrigste in der EU. Hat eine Frau aber Kinder, bleibt ihr oft nichts anderes übrig, als bei der Erwerbsarbeit kürzerzutreten. Dann aber schlägt der Arbeitsmarkt mit seinen eigenen Waffen zurück: Teilzeit lässt sich äußerst selten in Vollzeit umwandeln, und eine längere Erwerbsunterbrechung zieht massive Probleme beim Wiedereintritt nach sich.
Zusammengefasst: Empirische Evidenzen für die These, dass Frauen mit ihrem Platz in der Erwerbsgesellschaft zufrieden sind und gar nicht mehr wollen, sind alles andere als überzeugend. Viel näher liegt der Ansatz, dass sich Frauen wohl oder übel mit den Gelegenheitsstrukturen arrangieren. Daher sind die beobachteten sozialstrukturellen Muster nicht nur Zeichen einer Ungleichheit, nein, sie sind auch Zeichen einer großen Ungerechtigkeit. Ein schlichtes „Die Frauen sind selbst schuld und wollen gar nicht anders“ greift zu kurz.

2. Das Problem stellt sich nicht
„Schauen Sie sich nur die langfristigen Trends an, den enormen Zuwachs der Erwerbstätigkeit von Frauen. Ihre massiven Bildungs- und Ausbildungsgewinne, die dazu führen, dass Frauen heute wesentlich besser als Männer gebildet sind. Schauen Sie sich die Veränderung des Arbeitsmarktes an, den Zuwachs an Dienstleistungsberufen und deren weitere Expansion im Zuge einer immer älter werdenden Gesellschaft. Es sind die Männerjobs, die wegbrechen, ausgelagert werden in andere Länder oder wegrationalisiert durch eine immer noch anhaltende Technisierung. Und es sind die typischen Frauenberufe, die goldene Jahrzehnte vor sich haben. Selbst wenn das Geschlecht noch einen Unterschied macht, warum sollte man sich mit diesen Unterschieden beschäftigen? Angesichts des rapiden Wandels ist es nur eine Frage von (kurzer) Zeit, bis Frauen gleichgezogen, ja Männer überholt haben. Wenn das Geschlecht dann überhaupt eine wesentliche Kategorie sein sollte, so doch höchstens im Sinne einer Benachteiligung von Männern.“ So lässt sich eine zweite Hauptrichtung in der Debatte zusammenfassen.
Auf den ersten Blick ist diese Argumentation verführerisch. Dicke Fragezeichen aber sind zu setzen, wenn es um die Stellung von Frauen, insbesondere von Müttern geht. Das Arbeitsvolumen von Frauen unterscheidet sich heute wenig von dem Arbeitsvolumen vor 40 Jahren. Sicher, heute sind mehr Frauen als damals erwerbstätig, allerdings häufiger in Teilzeit. Top-Positionen bleiben Frauen nach wie vor verschlossen. In den großen DAX-Unternehmen sitzen kaum Frauen im Vorstand, im Laufe von vier Jahrzehnten hat sich auch hier sehr wenig getan. Die Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft blieb weitgehend folgenlos. Unverändert ist auch die niedrige Bezahlung in typischen Frauenberufen, etwa bei der Altenpflege und der Kindererziehung.
Warum sollten sich diese Sachverhalte zügig verbessern? Welche Prozessannahmen liegen hier zugrunde? Gehen wir von einer linearen Entwicklung aus, braucht es noch viele Jahrzehnte, bis Frauen und Männer in Top-Führungspositionen gleichgezogen haben, bis Frauen und Männer sich Erwerbs- und Erziehungsarbeit gerecht teilen. Das Geschlecht bleibt also relevant. Andere Dimensionen können aber mitnichten einfach gegeneinander aufgerechnet werden: Die Relevanz einer Dimension untergräbt nicht die Wichtigkeit von anderen. Viele Aspekte hängen zudem eng miteinander zusammen: Die erreichte Bildung vom familiären Hintergrund. Die Übersetzung von Bildung in Arbeitsmarkterfolg von dem Geschlecht. Wunden nicht zu verbinden, nur weil es woanders auch blutet, ist lebensgefährlich.
Die Kategorie Geschlecht lenkt dabei nicht nur den Blick auf die Diskriminierung von Frauen. Unsere Aufmerksamkeit muss sich auch auf Männer richten. Dies betrifft insbesondere das Ausmaß ihrer Bildungsarmut und die Arbeitsmarktlage für Bildungsarme, die immer schlechter wird. Nach der PISA-Erhebung 2009 sind 24 Prozent der 15-jährigen Jungen funktionale Analphabeten. Unter den Mädchen liegt die Quote nur bei 13 Prozent. Viele dieser jungen Männer werden später keinen Schul- oder Ausbildungsabschluss erreichen, im Übergangsarbeitsmarkt landen und wohl dauerhaft prekär beschäftigt sein. Zwar finden sich auch viele Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, die Situation hier ist aber meistens anders, die Gründe liegen eher in der familiären Situation.

3. Wir müssen handeln
Früher passte vieles zusammen. Die Teilzeitbildung der Kinder mit der Nichterwerbstätigkeit der Mütter und der Absicherung durch die Ehe. Die Hausarbeit konnte am Morgen erledigt und das Essen gekocht werden, am Nachmittag wurden die Kinder beaufsichtigt, wenn sie Hausaufgaben machten. Es blieb Zeit, die Pflege von Eltern und Schwiegereltern zu übernehmen. Die gemeinsame Veranlagung bei der Steuer, die Mitversicherung bei der Kranken- und Rentenversicherung – all das passte. Wurde die Ehe geschieden, so regelte das Unterhaltsrecht für die Frau oft lebenslangen Unterhalt durch den Mann.
Heute passt nicht mehr viel zusammen. Der Ausbau von Ganztagseinrichtungen für Kinder verläuft schleppend. Die Anforderungen der Schule an die Eltern nehmen massiv zu, auch wegen der gekürzten Schulzeit. Mütter sollen sich kümmern, auch um die Älteren. Gleichzeitig müssen Mütter erwerbstätig sein. Denn die Rechtsprechung verlangt, dass sich Frauen nach einer Scheidung zügig selbst finanzieren können. Das ist unlauter: Beim Scheitern der Ehe den Frauen allein das finanzielle Risiko aufzubürden, aber nicht die Infrastruktur zu bieten, die ihnen ermöglicht, die verlangte Autonomie umzusetzen. Häufig haben sie ja zuvor lange ihr Berufsleben unterbrochen oder waren nur wenige Stunden in der Woche erwerbstätig.
Auch passt das hohe Niveau von Bildung und Ausbildung der Frauen nicht zu ihren Arbeitsmarkterträgen. Irritiert blicken sie auf die Männer, denen sie in der Schule überlegen waren und deren Erwerbskarriere sich dennoch oft viel flotter entwickelt. Selbst die Männer nehmen diesen Bruch deutlich wahr. Sicher, Väter engagieren sich heute stärker für die Erziehung ihrer Kinder. Trotz der Vätermonate aber insgesamt weit weniger, als die Frauen es erhofft hatten. Ein Blick auf die Statistiken zeigt: Bei hohen regionalen Unterschieden nehmen heute durchschnittlich 24 Prozent der Väter das Elterngeld in Anspruch. Die meisten dieser Väter allerdings lediglich für die zwei Monate, welche ansonsten verfallen würden. In drei Vierteln der Familien übernimmt die Mutter im ersten Lebensjahr des Kindes über 75 Prozent der Betreuung, in jeder zweiten Familie sogar über 95 Prozent.
Und so braut sich einiges zusammen. Die Unzufriedenheit der Frauen wächst – und gleichermaßen nimmt der Widerstand vieler Verfechter des Status quo zu, und zwar bei Männern wie Frauen. Zu verzeichnen ist ein zunehmend rüder Umgangston, insbesondere im Schutz des anonymen Internet. In Blogs wird hämisch gehetzt. In Zeitungen gibt es Platz für rückwärtsgewandte Betrachtungen. Die Berichterstattungen über Andrea Nahles und Sigrid Nikutta belegen das. Auch um die Frauenquote in Führungspositionen wird so hart gerungen, dass viel Porzellan zerbricht. Die Fronten verlagern sich auch hier. Die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, Mitglied der CDU, treibt die Diskussion voran. Die Länderkonferenz der Justizminister gesellt sich dazu, vertreten etwa durch Beate Merk, Mitglied der CSU. Es kracht. Beim Quotengipfel fühlte man sich wie auf einer Auktion, wo jene den Zuschlag bekamen, die das billigste Angebot abgaben. Wen wundert es da noch, dass Frauen nicht zu Quotenfrauen werden wollen? Auch die Diskussion über den Fachkräftemangel wird mit harten Bandagen geführt. Von Zwangsarbeit ist die Rede, dem Ende der Wahlfreiheit. Hatten wir die jemals?
Die aufgeheizte Stimmung um ein uraltes Thema scheint eng verbunden mit den Erfolgen, die Frauen über die Jahrzehnte erzielten. Bislang war der Fortschritt deutlich, aber er wurde nicht als bedrohlich wahrgenommen. Jetzt aber baut sich eine kritische Masse auf, die erreichen könnte, dass sich Rahmenbedingungen schneller ändern. Dies führt zu Unbehagen, Widerspruch und Widerstand. Es entstehen Koalitionen und Konflikte.
Wir sind gut beraten, endlich umzusteuern. Wir müssen Frauen und Männern die Möglichkeit an die Hand geben, die sie zur Entfaltung ihrer Lebensverläufe brauchen: angemessene, qualitativ hochwertige Einrichtungen für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder, Flexibilität in der Arbeitsgestaltung über den Lebensverlauf hinweg, ein hohes Maß an betrieblichem und gesellschaftlichem Verständnis für ihre familiären Belange, Transparenz bei Beförderungen und Entlohnungen, ein Steuersystem, das nicht auf die Ehe setzt.
Die empirische Sozialforschung beschäftigt sich mit Fragen der sozialen Ungleichheit. Sie untersucht, inwieweit sich Gruppen in ihren Lebensverläufen und in einzelnen Teilbereichen des Lebens systematisch und dauerhaft unterscheiden. Gruppen werden dabei meist kategorial zusammengefasst: nach ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrem Rechtsstatus, ihrer sozialen Herkunft, ihrer Bildung. In dieser kleinen Rede habe ich nur auf eine Dimension verwiesen, auf das Geschlecht. Dieses steht noch immer für soziale Ungleichheit. Und für soziale Ungerechtigkeit.

Auch daher freue ich mich über Ihr Vorbild, Frau Dammann, über Ihren Einsatz, Frau Detmers, und setze alle Hoffnungen auf das Leben von Fiona, Lotte und Philomena.