Mestemacher Presseinformationen

von links: Ministerpräsident Peer Steinbrück; Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh Maria Unger; Prof. Dr. Ulrike Detmers, Wissenschaftliche Beirätin und Mitinhaberin der Mestemacher Gruppe; Fritz Detmers, Geschäftsführender Gesellschafter

1. Dezember 2004

Führungsfrauen 2000 + – Quo vadis?

Ministerpräsident Peer Steinbrück, NRW, diskutiert mit Frau Prof. Dr. Ulrike Detmers und Führungsfrauen der Mestemacher Gruppe im Hause Mestemacher über Chancen und Hemmnisse hochqualifizierter Frauen auf dem Weg ins Management. Ehrengast: Maria Unger, Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh

Gütersloh/Düsseldorf, 1. Dezember 2004
Auf seiner Regionaltour durch Ostwestfalen am Mittwoch, 1. Dezember 2004, besucht der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück, die Großbäckerei für Vollkornbrote und Internationale Brotspezialitäten Mestemacher GmbH in Gütersloh (Gründungsjahr 1871). Der Ministerpräsident kommt auf Einladung von Frau Prof. Dr. Ulrike Detmers, die neben ihrer Wirtschaftsprofessur an der FH Bielefeld für das Familienunternehmen Mestemacher als Mitinhaberin in Kooperation mit ihrem Mann Albert Detmers, geschäftsführender Gesellschafter, für Strategie, Kommunikation und Marketing zuständig ist.

Das Familienunternehmen Mestemacher fördert mit dem Mestemacher KITA-Preis (seit 2001) und dem MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES (seit 2002) die Gleichstellung von Frau und Mann im Management und geschlechterdemokratische Erziehung. Initiatorin der Sozial-Marketing-Projekte ist Frau Prof. Dr. Ulrike Detmers, die seit vielen Jahren im Bereich “Frau und Beruf” forscht und publiziert.

Das Fachgespräch mit dem Ministerpräsidenten bezieht sich auf die Chancen für Führungsfrauen anlässlich

1) der Spitzenqualifikationen von Frauen; die Führungselite wird weiblicher.
2) der steigenden Nachfrage nach hochqualifizierten Führungskräften
3) der flexibleren Gestaltung von Berufs- und Familienmanagement zwischen Frau und Mann/Mutter/Vater; der neue Vater ist im Kommen
4) wachsenden Karriereorientierung von Frauen; Karriere + Kind/Familie steigen im Wert von hochqualifizierten Frauen.

Hinsichtlich der Hemmnisse kommen zur Sprache

1) historisch gewachsene männliche Managerbündnisse und Seilschaften
2) das häufig traditionelle Eheleben von Spitzenmanagern und deren fehlende persönliche Erfahrung mit berufstätigen Frauen
3) Vorurteile gegenüber Frauen
4) Fehlendes Fördern von Spitzenfrauen durch Spitzenmanager
5) Diskriminierung bei der Personalauswahl

6) Benachteiligungen der Wirtschaft für Väter, die durch flexible Arbeitsbedingungen Beruf und Familie vereinbaren wollen; damit wird die Doppelkarriere mit Kind und Familie erschwert bzw. verhindert.

Pressespiegel

Neue Westfälische, 02. Dezember 2004

Schieflage der Geschlechter

NRW-Ministerpräsident Steinbrück will Detmers bei OWL-Projekt unterstützen

von Andrea Frühauf

Gütersloh. NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück interessieren vor allem die wesentlichen Fragen. “Ist Pumpernickel nahrhafter als Vollkornbrot?”, fragt er knapp, als er bei seinem Besuch des Gütersloher Brotwarenherstellers Mestemacher die aufwendige Produktion der westfälischen Spezialität vor Augen geführt bekommt.

Steinbrück erfährt nicht nur, dass Pumpernickel nur säuerlicher schmeckt als Vollkornbrot – was er als Pumpernickel-Fan längst weiß -, sondern er bekommt auch viel über fehlende Frauenförderung in der Wirtschaft zu hören. Ulrike Detmers, wissenschaftliche Beirätin der Mestemacher-Gruppe, kritisiert in kleiner Runde, dass hierzulande Frauen trotz hoher Qualifikationen im Spitzenmanagement unterrepräsentiert seien.

Die Professorin nimmt kein Blatt vor den Mund: “Vorstände sind stockkonservativ. Die kommen gar nicht auf die Idee, qualifizierte Frauen zu fördern.” Viele hätten keine Erfahrungen mit berufstätigen Frauen, “weil sie zu Hause die klassische traditionelle Ehe führen”. Das überhöhte Mutterbild der Nazizeit habe lange wie Blei auf Deutschland gelegen, konstatiert die Wissenschaftlerin. Auch deshalb diskriminiere die Wirtschaft Väter in Teilzeitarbeit. “Dabei hat sich die Zahl der alleinerziehenden Väter innerhalb von zehn Jahren von 400.000 auf 800.000 verdoppelt.”

Steinbrück, der mit einer berufstätigen Gymnasiallehrerin verheiratet ist (“ich war nicht chauvinistisch”), teilt ihre Analyse in weiten Teilen. Angesichts des dramatischen demographischen Wandels sei es “eine Sträflichkeit, diese Begabungen liegen zu lassen”, sagt er nüchtern. Die Betreuungsangebote für Kinder müssten verbessert werden. Und die Geburtenrate müsse wieder steigen, fordert er.

“Ich gehöre nicht zu denen, die den fehlenden Nachwuchs über die Zuwanderung verbessern wollen.” Aber Steinbrück weiß auch: Mehr Kitas und mehr Ganztagsangebote kosten mehr Geld. “Sollen wir dafür die Gewerbesteuer erhöhen?”, fragt er provokant. Detmers weicht aus, sagt vage: “Auch die Wirtschaft muss einen Beitrag für Frauenförderung leisten.” Mestemacher finanziert alleinerziehenden Vätern die Kita-Kosten.

Detmers äußert aber noch mehr Kritik: In einer Arbeitsgruppe der Bertelsmann-Stiftung, die sich mit demographischem Wandel befasse, säßen 80 Prozent Männer. “Nur weil Liz Mohn mich kennt, gehöre ich mit zwei weiteren Frauen dazu”, sagt sie unverblümt.In einer Landesinitiative setzt sie sich für die bessere Vereinbarkeit und Familie und Beruf ein, damit mehr Frauen in Führungspositionen kommen.

“Dafür soll OWL Modellregion werden.” Steinbrück, der vorher das Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum NRW besucht hat (“ein Erfolgsmodell” fürs Land) und auch eine Stippvisite bei der Bertelsmann Stiftung vor sich hat, verspricht spontan Hilfe: “Wenn Sie bei einer IHK-Veranstaltung einen Vorspann brauchen, würde ich kommen.”

Detmers ist begeistert. In den nächsten Tagen wird sie den Bielefelder IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff treffen. Den will sie nun für eine Kampagne heiß machen.

Gute Miene zu ernstem Thema Ministerpräsident Peer Steinbrück während seines Mestemacher-Besuchs neben Güterslohs Bürgermeisterin Maria Unger und Professorin Ulrike Detmers. Foto: Raimund Vorbäumen