MESTEMACHER PREIS SPITZENVATER DES JAHRES 2009

Rede von Ulrike Detmers anlässlich der vierten Preisverleihung des „Mestemacher Preises Spitzenvater des Jahres“ 2009 am 5. März 2009 im Dachgartenrestaurant Käfer im Deutschen Bundestag des Reichstagsgebäudes in Berlin.

Liebe Kinder, liebe Gäste, herzlich Willkommen, liebe Preisträger: Herr Schnegg und Herr Altenhoff, toll, dass Sie da sind, liebe Frau Dr. Hinterding und Frau Dr. Altenhoff, einen herzlichen Willkommensgruß Ihnen, lieber Festredner Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Kues und liebe Laudatorinnen Frau Besler und Frau Feywald.
Das Willkommen spreche ich auch aus im Namen meines Mannes Albert, meiner Schwägerin Helma und meines Schwagers Fritz Detmers. Wir vertreten das Stifterunternehmen, das zu den ältesten Brot- und Backbetrieben auf der ganzen Welt gehört. Der Grundstein wurde 1871 im westfälischen Städtchen Gütersloh gelegt.

Viele von Ihnen geben dem Festakt bereits zum vierten Mal die Ehre. Danke, dass tut einfach gut!

Bevor ich ein paar einführende Worte zur Aktion sprechen werde, verlese ich das Grußwort von Frau Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Frau Dr. von der Leyen hat für die Aktion die Schirmherrschaft übernommen. Sie grüßt Sie alle ganz herzlich und bittet um Nachsicht, dass sie es wieder nicht geschafft hat, persönlich vorbeizuschauen. Ich glaube, dafür haben wir hier volles Verständnis. Die Herkulesarbeit der Ministerin erschwert es ihr, die Vielzahl der Einladungen anzunehmen.

Die Ministerin schreibt in ihrem Grußwort:

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Konjunktur“ wird angesichts der Weltwirtschaftskrise sicher zu den wichtigsten Worten dieses Jahres zählen. Wir sehen einerseits, dass die Sorge um wirtschaftlich schwierige Zeiten derzeit viele Menschen verunsichert. Andererseits stellen wir auch fest, dass der Wert von Familie für den Großteil der Menschen in Deutschland stark zugenommen hat. Denn die Familie ist für den allergrößten Teil der Bevölkerung das wichtigste Lebensfeld und liegt in der Wertschätzung weit vor Beruf und Freizeitaktivitäten: Mehr als drei Viertel der Bevölkerung sagen, Familie sei ihnen sehr wichtig.

Auch bei näherem Hinsehen bleibt diese positive Bewertung gültig: 90 Prozent der Deutschen geben an, mit ihrem Familienleben sehr zufrieden oder zufrieden zu sein. So sehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der hohen Zustimmung für Familie einen wesentlichen Einfluss auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die guten Verhältnisse in den Familien wirken stabilisierend auf die Gesellschaft. Konjunktur haben nach wie vor die Väter. Sie haben mit dazu beigetragen, dass sich das Familienklima in Deutschland nachhaltig positiv entwickelt. Mehr und mehr Väter sagen heute deutlich, dass sie nicht nur im Beruf, sondern auch in der Familie präsent sein wollen und setzen damit ein Zeichen für eine familienfreundliche Arbeitswelt und ihre Chancen. Unser Land hat in den vier Jahren seit der ersten Mestemacher Spitzenvater Preisverleihung einen enormen familienpolitischen Aufbruch erfahren. Gemeinsam ist es gelungen, dass die Belange von Müttern, Vätern und Kindern wieder in den Mittelpunkt rücken und die Rahmenbedingungen verbessert werden. Väter haben es, Schritt für Schritt, einfacher und jeder „Spitzenvater“ der letzten Jahre hat das Seine getan, um den Weg für weitere aktive Väter zu ebnen. Aber auch wenn Väter sich heute stärker an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder beteiligen und die neue Rollenverteilung als eine positive Entwicklung einschätzen, sind wir noch nicht am Ziel. Gerade die vor uns liegenden Monate werden für die Familienfreundlichkeit unserer Wirtschaft eine Glaubwürdigkeitsprobe darstellen. Es kommt nicht nur darauf an, dass Unternehmen die aktuelle Krise überstehen. Sie sollten auch die Chance nutzen, sich mit qualifizierten und motivierten Beschäftigten auf die Zeit erneuten Wachstums vorzubereiten. Familienfreundlichkeit ist und bleibt eine lohnende Investition in unsere Zukunft und ein klarer Wachstumsfaktor für die Wirtschaft.

Meine herzlichen Glückwünsche gehen an die Spitzenväter 2009 und mein Dank an Frau Professorin Detmers und die Mestemacher-Gruppe für ihr andauerndes Engagement um die nachhaltige Entwicklung eines neuen Vaterbildes.

Dr. Ursula von der Leyen
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Liebe Zuhörer, ich werde in Interviews immer wieder gefragt, warum ich diese vielen Preise ins Leben gerufen habe. Zu den Wegbereitern gehören meine Forschungsergebnisse und die persönlichen Erfahrungen in der Berufs- und Familienwelt von meinem Mann und mir.

In meiner betriebswirtschaftlichen Gleichstellungsforschung habe ich feststellen müssen, dass die Wirtschaft auch 2000 Jahre nach Christi Geburt von wenigen Ausnahmen abgesehen eine Männerwelt geblieben ist und viele Arbeitgeber die Familie noch immer als Frauenwelt begreifen.

Die Welt meines Mannes und mir ist seit unserer Eheschließung 1975 durch einen anderen Geist geprägt. Für uns war klar, dass wir beide Beruf und Familie vereinbaren werden. Mit der Unterstützung meiner Mutter und von Kindertagesstätten ist uns das gelungen. In Zeiten, in denen ich viele Herausforderungen gleichzeitig meistern musste, hat mich mein Mann gleich doppelt stark unterstützt. Er hat mir Mut gemacht, dass ich alles schaffen werde und er hat mir so gut es ging den Rücken freigehalten.

Ich verspürte und verspüre seit dieser Zeit einen starken Trieb, mich schöpferisch für die Veränderung der klassischen Frauen- und Männerwelten zu betätigen. Unser Familienunternehmen, die Mestemacher GmbH, unterstützt mich dabei. Das war damals sicherlich keine schlechte Entscheidung, denn das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit an den Mestemacher Preisen, wächst von Jahr zu Jahr an. Gestern stellte der Film von Claus Räfle „Wann ist der Mann ein Mann – das starke Geschlecht in der Krise?“ Mestemacher und meine Wenigkeit als Architektin des Vaterpreises heraus als Förderer eines neuen Vater-Spirits. Den Beitrag hat der Fernsehsender SWR 3 ausgestrahlt.
Steigende Besucherzahlen verzeichnen wir ebenfalls auf der Website unseres Unternehmens. Für Interessierte stehen dort Schriftbeiträge und Bilder über alle Social Marketing Aktivitäten und vieles mehr zur Verfügung.

Die Auswahl der Spitzenväter hat in diesem Jahr viel mehr Zeit gekostet als in den Jahren zuvor. Im Jahr der Grundsteinlegung 2006 wurden 10 Väter empfohlen. Heuer sind es über 100. Diese über 100 Väter haben die verschiedensten Berufe erlernt: Vom Pfarrer bis zum Polizeibeamten, vom Banker bis zum Einzelhandelskaufmann. Sie üben ihren Beruf entweder momentan gar nicht oder mit verringerter Wochenarbeitszeit aus.

In den Beschreibungen der Persönlichkeiten tauchen häufig Begriffe auf wie „Partnerschaft“, „persönliche Nähe zum Kind“, „Zufriedenheit“ , „Glück“ und „Dankbarkeit“ –
als Wickel-Volontär, wie der bayerische Politiker Markus Söder die Einführung des Elterngeldes kommentierte, wird kein Vater betitelt.

Mir kam beim Lesen der eingereichten Unterlagen oftmals in den Sinn, die Arbeit mit Kindern zum Pflichtprogramm für angehende Manager zu machen. Manager bekommen dann auch andere Werte vermittelt als die oftmals verbreiteten Werte, die in der Geschäftswelt zählen – und zwar Härte, Durchsetzungskraft, Rücksichtslosigkeit, schneller Erfolg und Ego-Orientierung.