MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

Eröffnungsansprache anlässlich der Verleihung des MESTEMACHER PREISES MANAGERIN DES JAHRES 2011 im Hotel ADLON Kempinski, Unter den Linden, Berlin, am Freitag, 23. September 2011

von Prof. Dr. Ulrike Detmers

Zu Beginn des Jahres 2002 war es mein unbedingter Wille, einem breiten Publikum sichtbar zu machen, dass Frauen das Zeug dazu haben, als leitende Angestellte an der Spitze eines Unternehmens zu stehen. Diese Spitzenfrauen der Deutschen Wirtschaft werden gebraucht, damit der weibliche Nachwuchs Vorbilder bekommt, so mein klare Meinung – damals – wie heute.
Ich entwickelte das Konzept für den Arbeitgeberpreis Managerin des Jahres und besprach das auf einem unserer täglichen Waldsparziergänge mit meinem Mann.
Er fand sowohl die Idee als auch das gesamte Vorhaben interessant und ließ mich gewähren. Unterstützung gab’s auch von meinem Schwager Fritz Detmers.
Ich stellte mir zur Auswahl der Preisträgerin eine Jury zusammen und legte los. Vielen Dank, lieber Albert, lieber Fritz und liebe Helma, dass ihr mich habt gewähren lassen. Der Jury danke ich für die gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden 10 Jahren.

Der Preis setzt sich zusammen aus der wertvollen Siegertrophäe OECONOMIA und 5.000 Euro, die die Preisträgerin sozialen Zwecken zuführt. Die OECONOMIA ist eine handgearbeitete Siegertrophäe aus massivem Sterlingsilber aus dem Goldschmiedeatelier CROTALIA in Heidelberg. Die Eigentümerin, Heike Preuss, begrüße ich herzlich.

Wir ehren am heutigen Tag Dr. Angelika Dammann.

Die international erfolgreiche HR- und Diversity-Spezialistin Dr. Angelika Dammann bekommt in diesem Jahr den angesehenen MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES. Die Top-Managerin, die in Schwenningen am Neckar geboren wurde, erhält die Auszeichnung für ihre unternehmerischen Erfolge bei den Unternehmen Royal Dutch/Shell, Unilever und SAP. Darüber hinaus wird Frau Dr. Dammann für ihren konsequenten Einsatz für die Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann sowie ihre Fähigkeit Berufliches und Privates in Einklang zu bringen, geehrt.

Frau Dr. Dammann ist kreativ, durchsetzungsstark und packt mutig Neues an. In nur einem Jahr hat sie bei der SAP die gesamte Organisation auf die von ihr entwickelte neue Mitarbeiterstrategie ausgerichtet. Darüber hinaus hat Frau Dammann das Thema Diversity, die Vielfalt von Menschen und Meinungen, zu einem zentralen Anliegen der SAP gemacht. Dazu gehört das Thema Gleichstellung von Mann und Frau. Frau Dr. Dammann steht für noch mehr: Sie ist ein Vorbild dafür, dass es trotz Topkarriere möglich ist, Familie und Beruf erfolgreich unter einen Hut zu bringen. Mit ihrem Verzicht auf den Vorstandsposten bei SAP hat Frau Dammann Größe und Konsequenz gezeigt und damit erneut einen mutigen Schritt getan.

Wir gratulieren Ihnen, liebe Frau Dammann zur Auszeichnung, die am heutigen Tag zum 10. Mal verliehen wird.

Liebe Gäste,

wir sind dankbar und glücklich, weil Sie unserer Einladung zur heutigen Siegerehrung so zahlreich gefolgt sind. Hinter dem „Wir“ verbergen sich mein Mann Albert, mein Schwager Fritz, meine Schwägerin Helma und meine Wenigkeit, als Initiatorin der Auszeichnung, gemeinsam mit unseren Familien.
Ich begrüße die zahlreichen Würdenträger und bitte Sie vielmals um Verständnis, wenn ich Sie sozusagen als Gruppe nicht einzeln Willkommen heiße.
Herzlich Willkommen, liebe Festrednerin Prof. Jutta Allmendinger. Sie sind seit April 2007 die erste Frau an der Spitze des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Professorin an der Humbold-Universität Berlin. Ich bin sehr glücklich, dass Sie hier und heute reden werden, denn Sie sind international eine sehr gefragte Referentin.

Mit Henning Rehder haben wir einen wichtigen Lobredner auf der Rednerliste. Sie kennen unsere Preisträgerin Angelika Dammann seit vielen Jahren und Sie gehören zu den (noch ) wenigen Befürwortern geschlechtlich gemischter Führungsteams auf allen Ebenen der Betriebshierarchie. Sie sind seit dem 01. August 2010 Finanzvorstand von Siemens Enterprise Communications.
Als Mitglied des Senior …

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

noch immer schaffen es nur ganz wenige Frauen an die Spitze von Großkonzernen. So waren 2010 in den 200 größten deutschen Unternehmen knapp 10,6 Prozent der Aufsichtsratspositionen und nur 3,2 Prozent der Vorstandsposten mit Frauen besetzt. „88 Prozent der Männer haben Angst vor Frauen,“ behauptet der Professor für Sozialphilosophie, Rolf Pohl, in einem Interview mit der TAZ. Pohl schrieb u. a. das Buch „Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen.“ Daran, dass Angst vor erfolgreichen Frauen das organische Voranbringen von Frauen in Spitzenpositionen blockiert, glaube ich auch.
Der Männerwelt Wirtschaft fehlen einfach die Erfahrungen. Und: Schon Immanuel Kant hat erkannt, dass alles Neue bange macht. Der VDA-Präsident Matthias Wissmann z. B. will das ändern. Produzenten und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie suchen dringend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und brauchen zur Wertschöpfungsmehrung Frauen und Männer – übrigens auch in Top-Positionen, wie jüngst Dieter Zetsche von der Daimler AG kund tat wie auch BMW Vorstand Reithofen. Zur Präsenz von Frauen im Vorstand des VDA sagt Wissmann, der Präsident: „Wir haben auch im Verband vor, Frauen bessere Perspektiven zu geben.“ Auf die Frage der Redakteurin Schenz von der Süddeutschen Zeitung bis wann den der Frauenanteil in deutschen Vorstandsetagen in der Automobilindustrie deutlich gestiegen sei, antwortet Wissmann, dass das nur noch 5 bis 8 Jahre dauern werde. Demzufolge wird auch die sogenannte „ökonomische Emanzipation“ der Frauen weiter zunehmen.

Im letzten Bericht des Deutschen Instituts für Altersvorsorge über die Lage der Altersversorgung von Frauen ist zu lesen, dass Frauen ihre finanzielle Situation zunehmend verbessern. Der Grund für diese „ökonomische Emanzipation“ sei eine immer bessere berufliche Qualifikation jüngerer Frauen sowie die Knappheit an talentierten Fach- und Führungskräften. Zu dieser Meldung passen die demoskopischen Ergebnisse des Instituts für Demoskopie Allensbach.
Die Allensbacher haben 2010 unter 30-jährige Berufstätige nach ihrer Berufs- und Erfolgsorientierung befragt und diese Ergebnisse verglichen mit denen aus dem Jahr 2000.

Für junge Frauen wird demnach der Erfolg im Beruf immer wichtiger: Für 71 Prozent der unter Dreißigjährigen ist der Erfolg im Beruf wichtig;
35 Prozent sagen, dass sie voll in ihrem Beruf aufgehen. Inzwischen unterscheiden sie sich kaum noch von ihren männlichen Pendants.
Erfolgsorientierung, berufliche Fähigkeiten und steigende Kaufkraft bei Frauen mittleren und jüngeren Alters fördern die strategische Rolle von Frauen in der Leistungsgesellschaft.

Deutschlands Wirtschaft braucht die Frauen im Management. Unternehmensführung und Personalführung sind Frauensachen. Kinder, Küche und Karriere sind aber auch Männersachen. Das unverkrampfte Leben in dieser neuen Geschlechterordnung fördert Glücklichsein, Sicherheit und Wohlstand. Die Skandinavier leben uns das seit langem vor. Mit großem wirtschaftlichen Erfolg. Mitte der 80ziger Jahre wurde dort das Elterngeld eingeführt, das Vätern die gezielte Teilhabe am Babywachstum ermöglichte und Frauen die Berufsausübung. Der Anteil an Top-Managerinnen ist in diesen Ländern der höchste weltweit. Im globalen Ranking der Wettbewerbsfähigkeit 2011 des Weltwirtschaftsforums belegen die Skandinavier vor Deutschland die vordersten Plätze. Deutschland nimmt Rang 6 ein. Soll der nicht kippen, braucht Deutschland mehr Spitzenkräfte, so die Autoren des Reports und liebe Gäste – Frauen und Männer im Top-Management. Eine Verteilung der Spitzenämter von 70 Prozent in Männerhand und 30 Prozent in Frauenhand ist für Deutschlands Firmen keine Katastrophe. In der Mestemacher-Gruppe sind 4 von 10 Führungspositionen im oberen und obersten Management mit Frauen besetzt. Ins Verderben hat uns der hohe Frauenanteil nicht gebracht. Wir leben noch.