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In Netzwerken gegen Seilschaften

Weltfrauengipfel nach dem Vorbild von Davos – Preis für Ulrike Detmers

VON BERNHARD HERTLEIN

Berlin/Gütersloh (WB). Einer von vielen kleinen Unterschieden zwischen den Geschlechtern ist: Männer bilden Seilschaften, Frauen knüpfen Netzwerke. Eines der größten Netzwerke hat am Freitag den Rahmen für eine ungewöhnliche Ehrung abgegeben.

Dr. Ulrike Detmers (51), Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Bielefeld sowie Mitgesellschafterin der Gütersloher Mestemacher-Gruppe, hat in Berlin den “Women’s Entrepreneurship Award” (Frauen-Unternehmerinnen-Preis) in Empfang genommen. Damit ehrt der jährlich stattfindende “Weltfrauen-Gipfel” regelmäßig erfolgreiche Geschäftsfrauen, die sich gleichzeitig mit Nachdruck für gleiche Chancen der Geschlechter im Wirtschaftsleben einsetzen. Der bei gleicher Gelegenheit vergebene Preis für eine erfolgreiche Politikerin und Netzwerkerin ging an die CDU-Politikerin und frühere Bundestagspräsidentin, Rita Süßmuth.

Der “Weltfrauen-Gipfel” hat nichts mit der gleichnamigen UN-Veranstaltung und auch nichts mit dem kürzlich stattgefundenen G8-Gipfel in Heiligendamm gemein. Eher handelt es sich um eine Konkurrenzveranstaltung zu dem “Weltwirtschafts-Gipfel” im schweizerischen Davos. Etwa tausend Frauen treffen sich jährlich an unterschiedlichen Orten zum Informations- und Meinungsaustausch; kurz: zum Netzwerken. Nach Kairo 2006 findet der 17. Frauengipfel in diesen Tagen in Berlin statt.

“Die meisten Frauen-Karrieren enden im mittleren Management”, sagt Prof. Detmers. Erstaunt registrierten die Erfolgreichen, wie zu diesem Zeitpunkt männliche Kollegen an ihnen vorbeiziehen. “Der Grund ist selten eine bessere Qualifikation”, erklärt die Professorin. Vielmehr seien es die Seilschaften, die die Karriere-Männer bis auf die höchsten Posten hievten. Diese Seilschaften trügen weiter dazu bei, dass Männer auch nach katastrophalen Management-Fehlern oft auf ihren Posten blieben: “Dafür sorgt schon die Seilschaft, weil sie sonst mit abzustürzen droht.”

Detmers zufolge stieg der Anteil von Frauen im Top-Management von Großunternehmen zwischen 1995 und heute von 3,2 auf 7,46 Prozent. Im mittleren Management erhöhte er sich von 5,80 auf immerhin 15,75 Prozent. Besser ist die Situation in den kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie jenseits der Grenzen beispielsweise in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern.

Bislang ist Ulrike Detmers vor allem als Preisverleiherin in Erscheinung getreten, weniger als Empfängerin. So hat die zweifache Mutter und inzwischen Oma unter anderem den Mestemacher-Kita-Preis (seit 2001) sowie die Auszeichnungen “Managerin des Jahres” (2002) und “Spitzenvater des Jahres” (2005) gestiftet. Große Verbreitung findet auch der von ihr ins Leben gerufene “Mestemacher-Frauenkalender”.

“Es gibt Anzeichen, dass sich die Position der Frauen in der Wirtschaft verbessert”, sagt Detmers. Ein Indikator: Frauen findet man nun auch öfter in Netzwerken wie Lions Club und den Rotariern. Gefragt, wie sie selbst so viele Karrieren meistert, wahrt die Professorin Geschlechterneutralität. Große Anteile daran hätten sowohl ihre Mutter Erna Weber als auch Albert Detmers: “Mein Mann hat sich so emanzipiert, wie das nur eine sehr partnerschaftliche und starke Persönlichkeit tun kann.”

Quelle: Westfalen-Blatt, 16. Juni 2007